Grundsätzlich interessiert mich das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion im Film. Dieses Interesse kann ich nicht von meinem eigenen Lebensalltag trennen, weil meine Realität die des Filmemachens ist. Meine Beobachtungen, Beispiele und Analysen sind daher notwendigerweise subjektiv und lebensweltlich verankert. Ich gehe nicht von einer abstrakten Theorie aus, sondern von einer praktischen, alltäglichen Nähe zum Medium.
Aus diesem Grund habe ich das Projekt Ereignisse am Ende der Welt entwickelt: eine Sammlung kurzer Filmausschnitte, die jeweils banale, kleine Alltagsbegebenheiten zeigen. Nichts Spektakuläres, nichts “Weltbewegendes”. Gerade diese Banalität dient jedoch als Grundlage für ein gedankliches Spiel: Es wird behauptet, all diese Szenen seien am “Ende der Welt” entstanden – in einer fremden Welt, die unserer bis aufs Haar gleicht, aus einem Paralleluniversum herübergebeamt. Eine minimale Behauptung, ein Satz, ein Claim – und die alltäglichen Bilder beginnen zu kippen. Die Fiktion entsteht bereits durch diese Verschiebung; der Aufwand, sie zu erzeugen, bleibt bewusst minimal.
Die Filme sind auf der Seite Ereignisse zu sehen und bilden den Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen. Während der Arbeit an diesem Projekt, und im Kontext meines Masters in Transdisziplinarität, sind zahlreiche Gedanken entstanden, die parallel nebeneinander existieren: theoretische Beobachtungen, methodische Fragen, intuitive Notizen, lose Fäden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Abgeschlossenheit versuche ich im Folgenden, einige dieser Gedanken zu ordnen, zu öffnen und in Beziehung zu setzen.